Tierarzt Dr. Guido Dedenbach

Der Winter und seine gefährlichen Tücken!

Im Winter leiden viel Tiere, oftmals werden durch übermässiges Salz streuen die Pfoten empfindlich und wund.
Aber leider bringen Kälte und Frost auch noch ganz andere, unterschätzte Gefahren mit sich.
Es geht um den Kater Alwin.
Alwin ist ein junger, bis letzten Donnerstag top fitter und stattlicher Kater. Von seinen Besitzern geliebt und gepflegt befand er sich in bestem Zustand, als er Freitag zu seiner täglichen kleinen Runde aufbrach.
Die Besitzerin fand ihn Mittags in der Auffahrt und er war ‚irgendwie komisch‘.
Zur Sicherheit kam sie lieber direkt in die Praxis, nicht als Notfall, denn so schlimm schien es nicht. Ich denke sie rechnete mit einer Untersuchung und vielleicht etwas Schmerzmittel.
Alwin war aber auch in unseren Augen tatsächlich nicht in Ordnung. Er zeigte neurologische Auffälligkeiten, war aber ansonsten klinisch erstmal okay. Der erste Gedanke ging an einen unfreiwilligen Kontakt von Kopf und Elektrozaun.
Sicherheitshalber wurde aber natürlich Alwins Blut untersucht, weil der Gedanke an ein bestimmtes Gift im Bauchgefühl umher waberte.
Knapp 30 Minuten später stand die Katastrophe fest. Alwin befand sich im akuten Nierenversagen und die Suche nach einer Klinik, die ihn Freitagabends direkt an die Dialyse anschließen kann und idealerweise auch das Gift direkt im Blut nachweisen kann (dafür braucht man die entsprechenden Testplättchen) ging los.
Wenig später war die aufgelöste Besitzerin auf dem Weg.
Samstag erfuhren wir, dass seine Werte etwas besser wurden und die Vergiftung wurde bestätigt.
Heute schrieb sie, dass sein Zustand sich so verschlechtert hat, dass sie ihn gehen lässt.
Was ist passiert? Hat ein böser Mensch, ein Tierhasser, Alwin etwas Schlechtes gewollt?
Nein, irgendein Nachbar hat ein ethylenglykolhaltiges Frostschutzmittel verwendet und dabei gekleckert.
Ohne Trichter, denn der war gerade im Haus. Ist auch nicht viel daneben gegangen, halt ein kleines Pfützchen. Und dann ging es los mit dem Auto und die Pfütze blieb. Ohne auch nur eine Idee zu haben, was jetzt passieren kann. Vielleicht ein Mensch, der selber geliebte Tiere hat, die genauso an diesem Klecks vorbei laufen.
Ethylenglykolhaltige Frostschutzmittel riechen stark, schmecken aber süß. Das sehr potente Gift führt zu einer hoch akuten Zerstörung der Nieren. Da es lecker schmeckt wird oft so viel davon aufgenommen, dass der Nierenschaden (auch in einer großen Klinik mit allen Möglichkeiten) nicht mehr aufgefangen werden kann.
Zurück bleibt diesmal eine traurige Familie, die das bisschen Kleckerei neben viel Geld ihren Alwin gekostet hat.
Natürlich sollen Sie weiterhin ihr Auto mit Frostschutz versorgen. Vielleicht denken Sie aber darüber nach, mal nach teureren Alternativen ohne Ethylenglykol zu suchen. Aber im Grunde reicht es schon, sich der Tatsache bewusst zu sein.
Verwenden Sie einen Trichter, gerne auch zum Eigenschutz Handschuhe und machen Sie solche Tätigkeiten in Ruhe und nicht auf die Schnelle. Und wenn doch was daneben geht, versuchen sie möglichst viel auf zu wischen, bevor Sie die Reste mit Wasser verdünnt ins Grundwasser kommen lassen. Da gehört es nämlich auch nicht hin.
Alwin, es tut uns wirklich leid!
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